das Objektiv Industar-22
Reparatur und Neubrünierung der Blendenlamellen
repair of aperture blades

Hersteller KMZ
Modell Industar-22
Anschluß Leica Thread Mount M39
Baujahr 1947/1948-1953
-1-Ich möchte hier zeigen, wie man das Objektiv zerlegen und pflegen kann.
Für weitere Informationen zum Objektiv selbst möchte ich die Seiten von Guido Studer empfehlen.
Für die ersten Schritte, das Objektiv zu zerlegen, die Seiten von Jay JAVIER von den Philippinen. Auch "FED-1 & Zorkij-1 survival site" genannt.
-2-Und ich beginne hier mit dem kleinen Problem dieses Objektivs, der rostigen Blende.
Das linke Bild zeigt den ausgebauten Blendenmechanismus nach einer ersten Ölung und Reinigung. Um den Mechanismus auszubauen, sind die ersten Schritte, wie bei Jay JAVIER beschrieben, erforderlich. Also Ausbauen der beiden Linsensysteme und der Schraubringe. Der abgebildete Mechanismus wird von der kleinen Schlitzschraube gehalten, die etwa in der Mitte des ausziehbaren Chromtubusses sitzt. Etwas Rostlöser sicherheitshalber auf die kleine Schraube getupft, beugt Beschädigungen vor.
Am Drehkranz für die Blendenverstellung kann alles herausgezogen werden.
-3-Die Abbildung zeigt nun den entnommen Korb. Links zeigt nach vorn, rechts zur Kamera. Der Leichtmetallring mit den zwei Schlitzen muss abgedreht werden, dazu muss zunächst die Schraube mit dem längeren Kopf herausgeschraubt werden, ansonsten kann man den Ring nicht nach vorn abschrauben. In diesem Gewinde sollte etwas zähes Fett zu erkennen sein (auf der Abbildung schon entfernt). Wenn man das nicht besitzt für den Wiederzusammenbau, sollte man es nicht abwischen und erst einmal das alte Fett dort belassen. Optimal ist natürlich das Säubern und Verwenden neuen Spezialfettes. Das zähe fett sorgt dafür, daß die Blende sich nicht zu leicht verstellen läßt. Es gibt da keine Raste oder ähnliches.
-4-Auf dieser Abbildung ist noch einmal die Schraube mit dem längern Kopf zu erkennen und auf der rechten Hälfte des Bauteils, eine kleine Bohrung in die die besagte kleine Schraube vom Tubus her eingreift und den Blendenkorb gegen Verdrehen sichert. Genauso wie abgebildet müssen die Schrauben auch wieder eingedreht werden.
Der Korb kann auch jetzt schon gereinigt und leicht geölt/gefettet werden. An der beschädigten grünen Beschichtung kann man nichts mehr retten, damit muß man leben.
-5-Der Korb wird nun hingestellt, damit es so aussieht wie bei Thema 3.
Nach Lösen der Schraube mit dem kurzen Kopf vom Blendenverstellring, kann dieser mit einer Pinzette nach oben herausgenommen werden. Und dann zeigt sich die ganze Pracht der 8 Blendenlamellen. Schon jetzt sollte man sich die Lage der Lamellen und die Form einprägen. So wie abgebildet sieht man von vorn (oder oben) die zweifach abgerundete Seite der Lamellen. Das andere Ende ist ein Halbkreis.
-6-Da sind die 8 verrosteten Lamellen. Die sollte man nun erst einmal in ein Waschbenzinbad legen und dann mit einem Papiertuch säubern und trocknen.
-7-Anschließend muß jede einzelne Lamelle mit feinem Wasserschleifpapier geglättet werden. Alles was durch Korrosion noch oben gekommen ist und für Reibung gesorgt hat, muß weg. Nicht vollkommen blank schleifen! An den Lagerwellen sollte man ggf. etwas mit einem spitzen Stahl (Schraubendreher) den Rost entfernen. Ebenso in den tiefen Furchen, wie hier und da an diesem Beispiel erforderlich.
-8-So vorbehandelt kommt es nun zum Prozeß der Brünierung. Ich kenne solche Mittel aus der Waffenpflege. Schleichwerbung möchte ich hier nicht machen, wenn Sie nicht wissen wo ein Fläschchen zu erwerben ist, fragen Sie in Waffengeschäften oder geben den Suchbegriff "Brünierung" im Internet an. Es werden auch Sets zusammen mit einem Entfetter angeboten.
Das Bild zeigt 3 Gefäße (Kleinbildfilmdosen). Man benötigt eine saubere Pinzette, greift damit die Lamelle an einer Achse und beginnt von links wie abgebildet mit einem Acetonbad zum Entfetten, trocknet die Lamelle wieder auf einem Papiertuch und taucht sie dann in die Brünierung. Die Lamelle wird daraufhin sehr schnell schwarz. Lassen Sie sie nicht ins Gefäß fallen, wenn dann etwas dazwischen kommt und sie dort vergessen wird, ist sie nach längerer Zeit in der Flüssigkeit "aufgefressen". Es ist auf alle Fälle eine saure Mischung, die das Metall angreift.
Meist reicht eine Minute aus. Anschließend muß die Brünierung in klarem Wasser abgespült werden.
-9-Das Ergebnis wird sie verblüffen, wenn Sie vorher noch nie brüniert (besser nachbrüniert) haben. Denn jetzt sieht das Ergebnis noch nicht überzeugend aus. Die Lamellen sind jetzt grieselig und stumpf. Sind ja auch noch nicht fertig.
-10-So kann man sie jetzt erst einmal in Öl legen. Ab jetzt hätte man Zeit, den eigentlichen Brünierungsprozeß muß man dagegen in einem Guß durchführen.
-11-Objektive, die an einer Spiegelreflexkamera sitzen und gar noch eine Springblende aufweisen, benötigen eine absolut fettfreie Blende. Das gilt auch für die Blenden in den Zentralverschlüssen.
Bei den sogenannten RF's wie bei dieser Zorki darf die Blende dagegen einen kleinen Fettfilm haben.
Deshalb säubere ich die Lamellen von den Resten der Brünierung jetzt nicht nur in Öl, sondern lasse davon auch etwas auf den Oberflächen davon. Die Reinigung in Öl ist auf alle Fälle für die Nachbehandlung erforderlich.
Braucht man sie absolut fettfrei, wäre ein erneutes Bad in Aceton erforderlich.
-12-Zum Schluß müssen die Lamellen wieder in den Blendenmechanismus eingelegt werden. Bei den ersten fünf geht dies ganz leicht, die letzten drei müssen unter die anderen gelegt werden, das ist schon etwas schwieriger. Aber es gibt weitaus kompliziertere Blenden, als in diesem Industar-22.
Wichtig ist jetzt das genaue Betrachten der Lamellen. Die Seite mit dem halbkreisrunden Ende kommt mit der Achse nach unten in den Korb und rastet in eins der 8 Achsbohrungen ein. Und zwar entgegen dem Uhrzeigersinn, mit besagtem, halbkreisrunden Ende voraus. Wenn die ersten fünf Lamellen so eingebaut sind, ist es beim Unterlegen der letzten drei hilfreich, wenn man die Lamellen nicht ganz nach außen drückt, da bekommt man sie dann nicht mehr hoch.
-13-Liegen alle Lamellen unten eingerastet an ihrem Platz, gilt das Augenmerk dem oberen Ring des Blendenmechanismus, den ich schon bei Thema 3 behandelt habe.
Achten sie auf die zwei Seitenschlitze des Korbs. Ausgehend davon, daß die Blende so wie sie sich jetzt zeigt, eingestellt ist auf voll geöffnet (Blende 3,5) und der Tatsache daß man im Uhrzeigersinn die Blende durch Drehen schließt, muß der abgebildete Ring dementsprechend in den Korb gelegt werden und die oberen Achswellen der Lamellen müssen in die Aussparungen eingreifen.
Wenn man es richtig gemacht hat, kann man den oberen Ring mit der wieder eingedrehten Schraube (mit dem langen Kopf) vom Beginn bis zum Ende des Seitenschlitzes bewegen und dabei die Blende öffnen und schließen. Halten Sie bevor beide Schrauben eingedreht sind, den Ring von oben durch leichten Druck mit der Fingerspitze fest, sonst rasten die Lamellen eventuell wieder aus.
-14-Wenn der komplette Korb jetzt wieder so aussieht wie bei Thema 4, dann hat man es geschafft. Jetzt braucht nur noch der eigentliche Alu-Blendeneinstellring auf den Korb geschraubt werden, dazu muß die Schraube (wieder die mit dem langen Kopf) noch einmal kurz herausgedreht und wenn es passt wieder hereingedreht werden.
Anschließend kommt der Blendenmechanismus wieder in den Objektivtubus und wird mit der kleinen Schraube fixiert gegen Verdrehen. Und dann sollte es wieder so aussehen wie links abgebildet. Geblieben sind zwar die Narben in den Lamellen, aber das ist nur ein Schönheitsfehler. Und alles bewegt sich jetzt ohne Reibung und Knirschen, smooth würde der Rest der Welt dazu sagen.

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