ZEISS IKON Contaflex Getriebe
das Thema habe ich ganz neu erweitert am 02. Maerz 2021
Die hier gezeigten Getriebe gehören zu den Modellen mit der Möglichkeit für die Verwendung der genialen Wechselmagazine. Das sind:
Rapid und Prima, Super (alt wie neu), super-B, super-BC und S.
 

-1-Die Contaflex besteht aus Baugruppen.

Dies ermöglichte den damaligen Reparaturbetrieben, defekte Teile komplett auszustauschen. Zeiss sorgte für Nachschub, so brauchte sich damals niemand mit einem Belichtungsmesser herum quälen oder gar mit dem Getriebe.
Die Arbeiten an der Contaflex sind eher anspruchsvoll als einfach. Wenn der Haupt-Mechanismus, also Spannen, Auslösen, und Filmtransport nicht mehr funktioniert, dann muß man das Getriebe verstehen, sonst kommt die Verzweifelung eher als eine funktionierende Contaflex.
Der Fachmann sollte dafür über das entsprechende Spezialwerkzeug verfügen, der Nichtfachmann sollte improvisieren können.
Bei einem Tausch des Getriebes von einer Kamera zur anderen, wird sich nach gemachten Erfahrungen kein Erfolg einstellen. Ohne Justierung kann es nicht klappen.

Eine Feinjustierung ist hier möglich: 2 Schrauben (rote Kreise) lösen und mit der Exenterschraube (roter Pfeil) verstellen.
-2-Kurz zur Funktionsweise der Contaflex: Beginnen wir nach einer erfolgten Aufnahme: Mit dem Spannhebel wird der Film weiter transportiert, werden Lichtklappe und Spiegel nach unten gedrückt und geben den Blick durchs Prisma und dann durch den geöffneten Verschluss wieder durch das Objektiv frei. Die Lichtklappe verschließt den Bereich vor dem Film. Der Verschluß wird gespannt. Anders als bei den meisten Kameras - nicht bis zu einer festen Raste. Die Frontplatte mit ihrer Mechanik (Foto links) hat dabei einen großen Anteil. Sie können Ausschnitte dieses Bausteins bei geöffneter Rückwand von hinten in Ihrer Contaflex sehen. Die Bewegung überträgt sich von oben rechts auf den Schwenkrahmen, der über eine Zahnstange (unten in der Mitte) das Objektiv spannt und in Spannung hält, bis zur Auslösung.
Nach Auslösung läuft durch Federkraft folgendes ab: Als erstes schließt der Verschluß, deshalb wird es nach Auslösung gleich dunkel im Sucher. Spiegel und Lichtklappe werden vom Getriebe freigegeben und schnellen wieder nach oben. Jetzt ist es dunkel in der Kamera. Dann öffnet sich der Verschluß entsprechend der eingestellten Verschlussgeschwindigkeit und schließt sich wieder. Damit ist der Film belichtet und der Vorgang beendet, bis neu gespannt wird.
-3-Links auf dem Foto die Frontplatte von vorn gesehen und die Objektiv- Verschlusseinheit. An den rot eingekreisten Teilen wird der Verschluss gespannt.
Wird er nicht exakt bis zum nötigen Punkt gespannt, öffnet der Verschluss nicht richtig und gibt das Sucherbild nicht richtig frei - und was schlimmer ist, der Verschluss schließt sich zwar nach Auslösung aber öffnet sich nicht für die Aufnahme.
-4-Links das Getriebe von unten gesehen. Mit Nummer 1 rot gekennzeichnet der Schließhebel für die Lichtklappe, mit Nummer 2 der Hebel für den Spiegel, mit 3 die Verriegelung für das Film-Wechsel-Magazin (das kann man nur abnehmen bei eingestecktem Schieber und gespannter Kamera.) Über das messingfarbene Kegelrad oben wird die Drehbewegung zur Frontplatte übertragen. Rot eingekreist die Welle für das Zahnrad (nicht abgebildet), das den Filmtransport bewerkstelligt.
-5-Ansicht des Getriebes von hinten in Ruhestellung mit aufgesetztem Spannhebel. Im roten Rahmen sieht man die Aussparung im Spannhebel, die den Mitnehmer umfasst und immer 180 gradweise, das Getriebe spannt. Mit dem Pfeil gekennzeichnet ist die große Feder für das Getriebe.
-6-Eine Großaufnahme vom Getriebe, von der Kamerainnenseite nach rechts außen gesehen.
Hier ist die Justierung, von der alles abhängt.
Das große Messingzahnrad mit dem darunter angebrachten Kegelrad (rote Pfeile) ist mit 3 Schrauben aneinander geschraubt. Die beiden Räder lassen sich, wenn die 3 Schrauben etwas gelockert wurden, gegeneinander frei verdrehen. Das Lösen der Schrauben geschieht durch 2 Öffnungen oben auf der Platine. 2 Schrauben erreicht man im gespannten Zustand, die andere im halbgespannten Zustand unter Zuhilfenahme eines Schraubendrehers, mit dem man einen Hebel beiseite drücken muß.
Das Getriebe muß hierfür eingebaut sein! Mit der Justierung nimmt man die Leerwege zwischen den vielen Zahnrädern und anderen Übertragungen weg und setzt das Ganze etwas mehr unter Spannung, so daß die 180 Grad Bewegung des Spannhebels ausreicht, alles bis zum richtigen Punkt zu bewegen. Vor allem, die Verschlusslamellen voll zu öffnen. Es gibt dafür ein Spezialwerkzeug - aber wer hat das schon?
-7-Durch die runde Öffnung vorn setzt man das Spezialwerkzeug an, oder einen kleinen Schraubendreher. Man hält die Stellung an den sichtbaren Zähnen fest und verdreht den unteren, stahlfarbenen Teil des großen Zahnrades, bis das Spiel knapper wird. 1/6 bis 1/8 Umdrehung sollte reichen. Dann muß man wenigstens eine der 3 Schrauben des Zahnrades wieder festziehen und anschließend mit Spannen und Entspannen der Kamera auch die anderen zwei.
Jetzt sollte sich der Verschluß richtig öffnen und auch die Verschlußzeiten müßten laufen. Eine weitere Feinjustierung ist dann noch möglich in der Kamera, an der schon beschriebenen Zahnstange (siehe Punkt 2) und oben an der Seite des Getriebes, ebenfalls mit einem Exenter.
-8-Hat man das alles geschafft, ist die richtige Platzierung der restlichen Teile fast schon ein Kinderspiel. Gutes Gelingen!
bis hier Stand 03. April 2012
 
-9-Mittlerweile sind 9 Jahre vergangen, heute ist der 02. Maerz 2021.
Es ist Waschtag, ich habe 2 komplette Getriebe zerlegt und noch ein paar Ersatzteile dazu gepackt ins kleine Ultraschalllbad. Das lohnt sich bei so vielen Teilen. Anschließend muß alles gut getrocknet werden und auch geölt werden.
-10-Ich baue die 2 Getriebe auf einmal wieder zusammen, das macht es einfacher. (Ich mag so gern am Fließband stehn)
Und ich beginne mit der Grundplatte, so will ich sie nennen. In der Reparaturanleitung heißt sie Platine mit der Nummer 242. Diese Nummern gebe ich ab hier auch an. Dort wird auf die kleine Achse zunächst der winzige Sperrhebel 246 für die Rücklaufsperre aufgelegt. Siehe roter Pfeil. Er hat hier oben den kleinen Haken für die winzige Spiralfeder, die auf der Grundplatte sitzt und auf dem Foto zu erkennen ist.
-11-Dann bereite ich die Welle mit den 2 Zahnrädern vor. In der Reparaturanleitung Schlüsselbolzen 249 genannt. Gut fetten, ich nehme Öl mit Graphit, fertige Produkte gibt es auch. Die Getriebefeder 250 muss so aufgelegt werden, wie abgebildet.
-12-Sie wird geführt in diesem Teil, ofiziell Lagerbuchse 247, das hier von unten zu sehen ist, um die Ausfräsung für den Sperrhebel 246 zu zeigen.
-13-Die Lagerbuchse wird nun auf die Platine 242 gesetzt und mit 3 Schrauben befestigt. Zu erkennen ist auch die Exzenterschraube in Messingfarbe, die diesen Aufbau etwas nach links oder rechts drehen kann. Sie muss zunächst so eingestellt werden, daß sie ganz links steht. Nach dem Aufschrauben muss der Sperrhebel beweglich bleiben.
-14-Vor dem Einführen des Filmschlüsselbolzens 249 mit der Feder 250 in die jetzt 2 verschraubten Teile alles fetten/ölen. Danach kommt man hier nicht mehr hin. Der Graphitanteil ist wichtig für die Notschmierung, wenn irgendwann das Öl verschwinden sollte.
-15-Jetzt kann die Welle vorsichtig eingesetzt werden, zunächst nur ein Stück, damit sie von unten noch gedreht werden kann, um die Feder in eine Grundspannung zu bekommen.
Das Ende der Feder mit dem Bogen kommt hinter den Bolzen! Ist auf dem Foto noch nicht geschehen.
-16 a-Man muß mit der Welle und den Zahnrädern über die hier sichtbare Zahnradachse (Anschlagbolzen) rüber und dann kommt man langsam ans Ziel. Hier fehlt noch die zweite Umdrehung.
Das untere Zahnrad (hier rechts) dient dem Filmtransport. Es ist fest montiert und wird bei jedem Spannvorgang 180 Grad weiter gedreht.
Das obere Zahnrad mit der Nase für die Feder und den Anschlag am Anschlagbolzen (hier links) ist beweglich. Es wird beim Spannen zunächst mitgedreht (durch den Abdrückbolzen), läuft aber nach Auslösung wieder zurück. Es steuert den Verschluss sowie Lichtklappe und Spiegel.
-16 b-So muß die Feder dann aussehen nach 2 Umdrehungen. Ziemlich stramm und Lage um Lage. Sie klemmt sich dabei gerne mal zwischen den Bauteilen ein.
-17-Es geht wieder oben weiter. Als erstes muss das Zahnrad eingelegt werden, das zur Rücklaufsperre gehört. Genauso wie abgebildet. Es heißt Sperrrad 251 (in der Reparaturanleitung natürlich noch mit "nur 2 r" geschrieben, was für mich richtiger aussieht.)
-18-Dann kommt dieser Ring oben drüber. Er nennt sich Mitnehmer 252 und wird direkt vom Spannhebel angetrieben. Dafür hat der unten eine eckige Aussparung. Er hat eine bewegliche Klinke, in die die Spannfeder eingehakt werden muß, die den Spannhebel zurück "fliegen" läßt. Die Klinke greift in die unter Punkt 19 beschriebene Kupplungsscheibe 253 ein.
-19-Und dann noch dieses Teil mit den Bohrungen für 3 Senkkopfschrauben. Es ist eine Mitnehmerscheibe für den Spannvorgang und verdreht sich nach jedem Spannen um 180 Grad. Offiziell Kupplungsscheibe 253. Wenn man es genau betrachtet, erkennt man, dass die Bohrungen in einem bestimmten System angebracht wurden. Dreht man das Teil um 180 Grad, dann stehen besagte Bohrungen an einer anderen Stelle. Man kann und muß damit also etwas einstellen, je nachdem wie es aufgeschraubt wird auf den Filmschlüsselbolzen 249.
-20-Hier sind nun die 3 Senkkofschrauben, die linke ist nicht original. Bei Ersatz können sie etwas länger sein, das kann nicht stören.
-21-Die Schrauben sind eingedreht, das ist schwieriger als gedacht, denn die 2 Scheiben darunter müssen sich quasi erst ein wenig eindrehen, bevor sie an der richtigen Stelle liegen. Wie bei allen Schritten, immer erst schauen, ob nach dem Anziehen einer Schraube nicht irgendwo anders etwas klemmt.
Es folgt jetzt ein wichtiges Teil für den Auslösevorgang, damit werden die 2 Zahnräder gesperrt bis man auf den Auslöser drückt. Und dann läuft das obere Zahnrad ab. Dieses Teil hat den Namen Abdrückbolzen 255.
-22-Auf diesen Abdrückbolzen aus Punkt 21 wird schließlich noch dieses winzige Teil geschraubt. Es hat innen ein Gewinde mit einer Madenschraube und dient der Einstellung für den Verschlußvorgang B oder bulb.
-23-Unten geht es nun wieder weiter, also die Platine 242 liegt auf dem Rücken für die weiteren Schritte. 3 Teile werden auf einmal eingesetzt. Ein Fangbolzen (1), das Ankerrad 265 (2) und (3) die Nockenscheibe 256 mit Stirnrad 258 und Kegelrad 257. Der Nocken der Nockenscheibe soll zunächst genau auf den Bolzen gegenüber zeigen, anschließend eine Verzahnung gegen den UZS versetzt werden.
-24-Die Platine 266 ist das Unterteil des Getriebes. Sie wird als nächstes auf die zusammengesetzten Bauteile aufgelegt und verschraubt. Unten rechts ist das kleinere Schraubloch für die Schraube mit dem kleinen Kopf, das ermöglicht hier ein Anheben der Platine, um die weiteren Bauteile einzusetzen. Hätte sie einen großen Kopf, könnte man dies nur schlecht. In dem großen Mittelloch sitzt eingenietet eine Stahlfeder, die den Gegendruck beim Auslösen erzeugt und auch dafür da ist, daß "B" möglich ist. Sie läßt das Auslösen beim Herunterdrücken bis auf den letzten Weg zu, und gibt diesen beim Beenden des Vorgangs erst komplett frei. Also dann, wenn man den Druck vom Auslöser nimmt. Den Vorgang kann man bei einer intakten Kamera hören.
-25-Hier die Platine von der Unterseite.
Oben links ist so eine Art Wippe zu sehen, die m. E. als Drehzahlbremse dient. Sie umfaßt das Ankerrad 261, oben unter Punkt 23 auf dem Bild mit (2) bezeichnet. Es muß in dieser Lage bleiben beim Aufsetzen der Platine. Zur Kontrolle gibt es 2 Gucklöcher.
Die Platine muß dann aufgesetzt werden, vorsichtig die Teile zusammen führen ohne Gewalt. Die Stahlfeder für "B" wird oft erst eingeklemmt, kommt dann aber beim Ausprobieren, Drehen am Getriebe wieder da hin, wo sie hin gehört.
Der rote Pfeil zeigt eine Einstellmöglichkeit für den Anschlagbolzen, und zwar kann diese Lagerung dereht werden. Gedreht wird um den Niet rechts, die Bohrung für den Bolzen bewegt sich dann nach oben oder unten. Der Bolzen steht dann etwas schräg, aber soll so sein.
-26-Auf dem Bild jetzt Sperrhebel 262 mit Feder 263. Für Anschauungszwecke auf einer noch unbestückten Platine 242.
Man kann die beiden Teile wohl auch schon früher mit einsetzen, ich empfehle es aber so. Also die Schrauben der Platine 266 etwas lösen, die kleine herausdrehen damit dort später die Feder durchführt werden kann. Dann beide Teile so einsetzen. Der Sperrhebel 262 setzt die Hebel für die Lichtklappe und den Spiegel unter Spannung und sorgt mit der anderen Seite für die Sperrung des Wechselmagazins. Das kann man nur wechseln, wenn die Kamera gespannt ist.
-27-Fast fertig ist da noch der Lagerwinkel 260 mit dem Kegelrad 261. Die Achse vor Zusammenbau fetten!
-28-Es wird an dieser Stelle unter gesetzt (dort wo der Längsschlitz zu sehen ist) und mit den richtigen Schrauben von oben befestigt. Die Schrauben müssen einen flachen Kopf besitzen, sonst kollidieren sie mit der Feder von der Rücklaufsperre.
Eingesetzt sind diese 2 Teile oben unter Punkt 4 und 6 gut zu sehen. Nach dem Festschrauben unbedingt die Funktion des Getriebes wieder prüfen. Auch mit diesen zusätzlichen Teilen muss alles weiterhin leichtgängig funktionieren. Damit sollte das Getriebe hier abgehandelt sein.

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