ZEISS IKON Super Ikonta BX 533/16
Wartung und Reparatur II, CLA
Filmtransport- und Zählwerk.

Um dem Rest der Welt diese Texte verständlich zu machen, wäre es schön, ich könnte sie auch in Englisch anbieten. Das schaffe ich allein aber nicht, schon wegen der vielen Fachbegriffe. Ob es einen Zeiss Fan gibt, der das für mich tun kann? Dann bitte eine Email an mich.

-1-Ähnlich wie meine Ikoflex Ic hat auch die BX 533/16 ein Filmtransportwerk, das dem Bediener höchsten Komfort bietet, weil er die Aufnahmenummern nicht durch ein rotes Fenster beobachten muß. Wie an einer Kleinbildkamera stoppt das Filmtransportrad an der richtigen Stelle und gibt den Auslöser jeweils einmal frei. Die Kleinbildkamera macht dies anhand der Perforation des Films, immer geht es z. B. exakt 36 mm weiter. Beim Rollfilm ist das nicht so einfach. Die Super Ikonta stoppt nach einer gewissen Anzahl von Umdrehungen, die man mit dem Filmtransportrad macht. Am Anfang zieht sie etwas weniger Film durch, weil der Umfang der Aufwickelspule mit Film noch nicht so groß ist. Gegen Ende des Films wird es dann immer mehr. Die kleinen Rasten unten an dem abgebildeten Teil sind so gefräst, das sie für einen Ausgleich sorgen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch berichten, dass an meiner neulich erstandenen zweiten Kamera dieses Teil nicht baugleich mit dem meiner ersten Kamera ist. Damit dürfte sich auch der Ärger vieler Besitzer mit dem Überlappen der Aufnahmen erklären. Ich denke, dass Zeiss analog der Filmveränderungen (also Papierstärke oder Kunststoffstärke) dieses Teil überarbeitet hat. Ich habe einen älteren unbenutzten Film geopfert und den Transport nach jeder Aufnahme kontrolliert. Danach dürfte es bei dieser Kamera keine Probleme geben.
-2-Nach dem Abnehmen des oberen Gehäuses sieht man nun den Mechanismus, so wie auf dem Foto links abgebildet. Der gelbe Pfeil oben zeigt auf die Auslösestange, der Pfeil unten auf den Hebel, mit dem man das Zählwerk nach Einlegen des Films und Vorspulen in Gang setzt. Zum weiteren Zerlegen muß das messingfarbene Teil nun ab. Siehe auch erstes Bild. Wenn nicht schon vorher entnommen, den Mitnehmer (gelber Pfeil rechts) jetzt mit abnehmen.
-3-Jetzt sieht man als nächstes eine blaue Federscheibe. Auch die abnehmen.
-4-Vorsichtig als nächstes nur das Zahnrad (rechts außen auf dem Foto) abnehmen.
-5-Und jetzt nur nicht so weiter machen. Unter diesem Stück hochpräziser Feinmechanikerarbeit sitzt eine Rücklaufsperre mit 3 winzigen Stahlrollen. Damit die nicht herausfallen, die Kamera jetzt fast auf den Kopf drehen, dieses Teil vorher festhalten und dann abnehmen. Von der Unterseite dieses Teils habe ich leider kein Foto gemacht.
-6-Mehr kann man nicht abnehmen, die restlichen Zahnräder, die man auf dem Foto links sieht, sind fest auf der Welle.
Alle Pfeile in gelber Farbe zeigen ein und das selbe Teil, das ist die Auslösersperre, die gegen den Uhrzeigersinn von einer Spiralfeder gegen die Auslöserstange gezogen wird. Wäre ich ein Kenner der Materie, hätte ich hier gleich gesehen, weshalb die Kamera nach dem Vorspulen meistens den Auslöser nicht wieder frei gab.
Rechts im Bild zeigt der rote Pfeil auf einen Anschlag; die kleinen Hebel von der Auslösersperre liegen aber nicht am Anschlag, weder der obere noch der untere. Die gesamte Sperre, also diese mit den gelben Pfeilen gekennzeichnete Scheibe, klemmt irgendwo.
-7-Irgend jemand der Vorbesitzer hat wohl mal versucht, den Auslöser mit Gewalt nach unten zu bringen. Dabei wurde die Sperre an der Spitze nach unten gebogen (roter Pfeil)und konnte nun nicht mehr nach getaner Arbeit wieder zurück in die Ausgangsposition, in einen schmalen Gehäuseeinschnitt.
Kleine Ursache, große Wirkung. Die Kamera war seitdem nicht mehr zu gebrauchen und wurde dann sicher irgendwann im Keller oder auf dem Boden verstaut. Und Jahrzehnte später hat sie dann jemand wieder entdeckt und mir verkauft.
Zurück zur verbogenen Sperre. Ich habe die Sperre nicht ausbauen können, weil ich bis heute nicht genau weiß, wie die Zahnräder über ihr auszubauen sind. Wahrscheinlich sind sie angewärmt aufmontiert, aber das wollte ich nicht probieren.
-8-Um Platz zu schaffen für eine Schraubendreherspitze, mit der ich sie hochbiegen wollte, habe ich die Auslöserstange im Gehäuse ausgebaut. Diese Stange steckt rechts vorn im Gehäuse. Um sie auszubauen, müssen unten die Hebel an der Frontklappe entfernt werden. Das Foto zeigt die Bohrung, in der die Stange sitzt. Hier ist sie schon ausgebaut. Um sie von unten mit einem Dorn hoch zu treiben, muss der kleine, hier sichtbare Hebel vorher beiseite.
-9-Das Bild zeigt die ausgebaute Stange. Am roten Pfeil rastet die Sperre ein, der gelbe Pfeil zeigt die Schraube, mit deren Hilfe sie im Gehäuse an der richtigen Stelle arretiert ist. Vorm Austreiben nicht vergessen, diese Schraube muß vorher raus!
-10-Oben links im Bild die Spitze mit sichtbarem Grat. Diesen vor Wiedereinbau abschleifen.
Groß im Bild die komplette Auslöserstange mit der Feder. Ein Meisterstück der Feinmechanik.
-11-So frei gelegt konnte ich die Auslösesperre hoch hebeln, um sie wieder gerade zu biegen. Dabei brach die kleine Gehäuseecke gleich mit ab. Ist aber eher von Vorteil, nun hat die Sperre genug Spiel und klemmt nicht mehr. Nach oben hin braucht sie keinen Halt.
Das Problem mit der Doppelbelichtungssperre ist damit behoben.
Deutlich zeichnet sich mittlerweile ab, daß an der Super Ikonta bis zur wiederhergestellten Funktionstüchtigkeit kein Teil mehr am anderen bleibt. Eine Komplettrestaurierung also.

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